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Wenn Städter aufs Land ziehen

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Berlin Innenstadt (Quelle: Unsplash)

Urbane Dörfer als neue Lebensphilosophie

Eine Trendwende in Sachen Nachhaltigkeit ist nicht zu erwarten. Wohl eher eine Verschärfung und klare Positionierung für ein bewusstes Leben auf Mutter Erde. Dabei geht es nicht darum sich ein E-Auto kauft, bei den „Friday for Future“ Demonstrationen mitläuft, oder eine Menstruationstasse, statt Ob’s benutzt – für viele Menschen ist das Leben in der Gesellschaft, so wie sie aktuell existiert nicht mehr zu tragen. Sie ziehen aufs Land, um sich unabhängig zu versorgen.

Für viele klingt das undankbar! Aus Sicht einiger Menschen ist es das bestimmt auch; doch was dabei vergessen wird und hier ganz klar formuliert werden muss – das ist alles nur möglich, weil wir in der Gesellschaft leben, in der wir leben – die Wahl zu haben sein eigenes Ding zu machen. Inspiriert zu sein von einer Idee und diese direkt umsetzen zu können. Keine Angst haben zu müssen, dass bei einem Scheitern verheerende Folgen auf einen warten. Nur weil wir so leben, kann sich die Generation Möglichkeiten (Generation Y) auch im Alter um die 30 weiterhin alle Optionen offenhalten und machen, tun, verändern wie sie wollen. Denn die Gesellschaft trägt uns!

Doch um wieder zum Thema zu kommen. Hinter dem „aufs Land ziehen“ steckt noch wesentlich mehr, als nur der Gesellschaft den Rücken zu zukehren. Das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung hat eine Studie „Urbane Dörfer – Wie digitales Arbeiten Städter aufs Land bringen kann“ entwickelt. Grund und Ursache dafür ist natürlich der immer engere und teurere Wohnraum, nicht nur in der deutschen Hauptstadt!

Dörfer und Kleinstädte erleben einen schleichenden Bevölkerungsschwund. Doch es tut sich etwas: Auf Meetups, in Berliner Hinterhöfen planen Städter, wie sie gemeinschaftliches Wohnen und digitales Arbeiten auf dem Land umsetzen können. (Quelle: Unsplash)

Die Studie hat 18 Projekte hervorgebracht, unter anderen den Hof Prädikow, der von Philipp Hentschel, 36 Jahre, Projektmanager aus Berlin, seiner Freundin und deren zwei Kindern demnächst zusammen mit 60 bis 70 anderen Menschen bezogen werden soll.

Die meisten Projekte liegen in Brandenburg, also in der unmittelbaren Umgebung von Berlin, um bei Bedarf schnell auf der Arbeit sein zu können. Die Forscher haben sich derartige Projekte ausgesucht, um vor allem digitale Arbeitsräume zu schaffen. Mit diesem Versuch soll vermieden werden, dass Land altern zu lassen und den Speckgürtel an Stadtgrenzen zu entzerren.

Jedem ist geholfen

Doch nicht nur Städten soll wieder mehr Platz gegeben werden. Auch neuer Wohnraum und neue Wohnkonzepte sollen in unserer Gesellschaft Platz finden. Viele der Mid 30er möchten einfach unabhängig sein und neben dem digitalen Arbeiten auch ihre Nahrung selbst produzieren und herstellen. Der Trend der Handcrafted Ware ist in unserer Gesellschaft allgegenwärtig, doch wieso dafür Geld zahlen, wenn man es auch selbst herstellen kann? Ein eigenes Beet für Obst und Gemüse, Hühner für das morgendliche Spiegelei, am besten eine Kuh für die Milch im Kaffee und das Fleisch am Abend …

Die Fragen, wo kommt was her und wem zahle ich damit mein Geld muss man sich nie wieder stellen. Die Angst, nicht nachhaltig und bewusst zu leben, bleibt aus. Es bedeutet selbstverständlich viel Arbeit und nicht jeder hat die Möglichkeit, sein Leben so um zu gestalten, doch es ist ein Konzept, welche bei vielen der Generation Y Interesse weckt.

Frische Eier, knackiges Gemüse & Arsch voll Arbeit

Doch ohne Freunde bzw. Verwandte aufs Land ziehen und alleine einen Hof betreiben, dies wäre für viele dann doch zu viel. Deswegen sind es oft Gemeinschaftshöfe, die man sich teilt und zusammen mit Freunden und deren Familie bezieht. Die Kinder haben Freunde zum Spielen und die Eltern haben Unterstützung in der Finanzierung, der Arbeit und Gedankenträger der Idee.

Schwierigkeiten liegen derzeit bei den Immobilien, die passende Kommune zu finden. Die Dörfer müssen natürlich aufgeschlossen sein, die Höfe finanzierbar. Auch die Zukunft der urbanen Dorfkinder muss gesichert sein. Ausreichend Schulen, Bildungsstätten allgemein und natürlich für außer schulische Interessen.

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