Sonntag, Mai 31, 2020
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    36 Stunden Arbeit für 4320 Minuten Freizeit

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    Wenn Donnerstag schon Freitag ist

    Vier Tage Woche, statt dem monotonen Hustle des Nine-to-Five-Alltags. Firmen-Riesen wie Microsoft Japan machen es vor. Wer zieht nach und wer hat es bereits etabliert? Was spricht dafür und was dagegen? Wollen wir nicht mehr so viel arbeiten oder sind uns andere Dinge einfach wichtiger geworden? Die trendspot-Redaktion hat sich mit diesen Fragen auseinandergesetzt und versucht, Ursache, Wirkung und Resultate für euch zusammenzufassen.

    Die größte Sorge eines Arbeitgebers ist bekanntlich, dass die Arbeitnehmer sich nicht mehr so auf ihre Aufgaben und ihren Job konzentrieren, sondern eher auf ihre Freizeit. Die größte Sorge eines Arbeitnehmers ist, dass sie oder er zu wenig Zeit für die wichtigen Dinge außerhalb des Berufs haben. Auch die niedrigere Einzahlung in die Rentenversicherung bei geringerer Stundenzahl bringt natürlich eine geringere Ausbeute für die arbeitsfreie Zeit nach der Pensionierung mit sich.

    Neue Lebenskonzepte bahnen sich nach Workaholic-Lifestyle, Fleiß und treibenden Schweiß ihren Weg ins Jetzt.

    Gesellschaftliche Entwicklungen wie Leistungsdruck, Kontrolle und Konkurrenzdenken verursachen bei vielen Menschen, vorwiegend bei Männern, psychische Zustände wie zum Beispiel die Mid-Life-Crisis, aber auch diagnostizierbare Krankheiten wie psychisches oder physisches Burn Out.

    Für die Gesundheit entwickelte sich der Megatrend, auf seine persönliche Work-Life-Balance zu achten und die Prioritäten im Leben neu zu ordnen. Dieser Messwert wurde für Arbeitnehmer sehr wichtig, sodass Unternehmen, Weltkonzerne, sogar kleine mittelständische Betriebe ihre Anforderungen an den Arbeitnehmer anpassen mussten und der Stellenmarkt immer mehr zu einer Werbung für Rücksicht, Umsicht und Weitsicht wurde.

    Im Laufe des letzten Jahrzehnts haben nicht mehr die Unternehmen die Regeln festgelegt, sondern die Bewerber für den ausgeschriebenen Posten: Werden die Anforderungen des Individuums an der Firma gedeckt? Oder bleiben Fragen zum Wohlbefinden und dem gewünschten Arbeitsklima offen?

    Die letzten Jahre haben eine Verschiebung dahingehend gebracht, dass der Arbeitnehmer die Work-Life-Balance fest in die Zukunftsplanung mit verankert hat. Mehr Zeit für Kinder, Liebe, Reisen. Ein erfolgreiches Konzept findet langsam einen Weg: statt fünf Tage die Woche zu arbeiten, gehen viele auf eine Teilzeit- oder Dreiviertel-Stelle. Ein langes Wochenende, ein freier Tag unter der Woche, das lässt einen Berufstätigen durchatmen und Dinge erledigen zu denen man sonst nicht kommt.

    Nicht umsonst zeigen immer mehr Studien und Pilot-Versuche, dass eine kürzere Arbeitswoche positive Auswirkungen auf die Produktivität hat. Mitarbeiter waren glücklicher, weniger gestresst und produktiver. In Japan hat Microsoft auf Grund einer Studie aus Neuseeland einen Versuch gestartet und einen Monat lang (August 2019) ihren 2.300 Mitarbeiter jeden Freitag frei gegeben. Nach gerade mal einem Monat Testlauf hat sich die Produktivität um 40 Prozent gesteigert! 92,1% der Angestellten wollen jetzt vier statt fünf Tage pro Woche arbeiten. Wichtig dabei ist, dass die Arbeitnehmer zum gleichen Gehalt gearbeitet haben. Bei diesem Monats-Test wird es wohl nicht bleiben. Viele Strukturen wurden umgelegt und ein weiterer Testlauf soll schon bald anstehen.

    Einen weiteren Versuch hat eine Naturkosmetik-Firma aus Österreich bereits 2018 gemacht. Sie ist nicht mehr zur fünf-Tage Woche zurückgekehrt! Die Firma hat die Stundenzahl pro Woche von 38 auf 36 gekürzt und diese dann auf vier Tage verteilt, sodass auch hier die Mitarbeiter zum gleichen Gehalt weiter arbeiten konnten. Nach erfolgreicher Etablierung dieses Konzeptes kann der Arbeitgeber mittlerweile seinen Mitarbeitern eine Gehaltserhöhung in Aussicht stellen.

    Wenn Donnerstag schon Freitag ist
    Frugal leben bedeutet früher in Rente zu gehen und bis dahin sowohl extrem viel zu arbeiten, als auch sparsam mit dem Verdienst zu wirtschaften. (Quelle: Shutterstock)

    Doch auch andere Konzepte entpuppen sich aus dem Megatrend Work-Life-Balance. Nicht nur Teilzeit, Drei-Viertel, Homeoffice oder 4-Tage-Wochen versüßen das Arbeiten bis zur Pensionierung. Ein anderer Ansatz, mit ähnlichem Resultat nennt sich frugal leben.

    Die Einen sparen ihr Leben lang und verpassen dadurch, sich ein bisschen mehr Lebensqualität zu gönnen, sich einfach mal Wünsche zu erfüllen. Die Anderen leben von der Hand in den Mund und machen sich recht wenig Gedanken um die Zukunft: Anlage, Rente, Kinder, Sicherheit – ein Leben im „Hier und Jetzt“. Frugal Leben ist ein Trend, der diese beiden Gruppen zu einer Lebensweise vereint: so minimalistisch leben, dass man fast sein gesamtes Gehalt spart, dafür aber eher in Rente geht um vom Ersparten, als auch dem gesetzlichen Beitrag leben kann. So ist man noch jung genug, sich Wünsche zu erfüllen.  

    Die Entwicklungen sind verlockend. Es ergibt Sinn, in einer Welt, die alles zu bieten hat, nicht mehr seinen Alltag nur mit Arbeit zu gestalten. Der Wunsch nach Erfüllung reift in uns Menschen zunehmend. Darauf reagiert auch die Wirtschaft. Wir Menschen wollen nichts verlieren was wir bereits gelernt haben zu besitzen, doch gleichzeitig wollen wir uns selbst nicht mehr dafür hergeben. Die Lebensalternativen ermöglichen jedem, seinen Weg zu gehen. Welchen wählst du?

    Lia Pion
    Lia Pionhttp://www.liapion.de/
    Always between the wrong and the right! + Humanistin, Feministin + Journalistin, Autorin + Fashion Stylistin + Yogi

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